Im Jahr 1981 hat ein Freundeskreis beschlossen, gemeinsam etwas in die Welt zu stellen. Einen Ort zu schaffen, wo Menschen atmen können, wo man gerne Mensch ist und zugleich die Natur voll einbezogen wird – nicht zum Ausbeuten sondern als Partner, die sich gegenseitig helfen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, die Vision an verschiedenen Orten zu verwirklichen, an denen bereits landwirtschaftlich gearbeitet wurde, haben wir uns dafür entschlossen, unseren eigenen Ort zu schaffen und fanden so Sammatz. Es war eine spannende Zeit bis 1985, in der wir nach Alternativen Ausschau hielten.

Die Geburtsstunde des Michaelshofs! Wir hatten seit einiger Zeit den Impuls, eine Gemeinschaft auf dem Lande zu begründen und uns dafür Weggesellen und einen passenden Ort zu suchen. Wir wussten, dass es Gemeinschaft braucht, um vieles zu bewirken und wollten schon immer ein Dorf aufbauen mit allem, was der Mensch so braucht. Am liebsten mit vielen Leuten!

Nach längerer Suche fanden wir in Sammatz, einem kleinen Dorf im Osten Niedersachsens, den geeigneten Ort. Dort standen die Gebäude eines ehemaligen Kinderheims zur Pacht, die nun das Ensemble des Michaelshofs bilden – insgesamt 15 Zimmer und inmitten wunderschöner Natur-Umgebung gelegen. Im März 85 traf Malte als erster in Sammatz ein, wo er 10 Tage lang eine Wohnung renovierte. Dort zog er dann mit Dorothea und dem ersten Kind ein. Im selben Jahr fand sich schließlich eine Gruppe von 10 Freunden zusammen, die die erste Gemeinschaft am Michaelshof bildeten. Vier von ihnen leben und arbeiten bis heute vor Ort.

Wir waren von Anfang an Menschen aus ganz verschiedenen Berufsfeldern – Pädagogik, Architektur, Gartenbau etc. –, waren uns jedoch immer in unserer Kernphilosophie einig. Das Leitbild fanden wir in der Philosophie Rudolf Steiners, welches uns genügend Orientierung auf die aktuellen Fragen der Zeit und des Zusammenlebens bot. Diese Notwendigkeit hat sich im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte nicht nur als richtig erwiesen und viele Früchte hervorgebracht. Sie hat sich in ihrer Sinnhaftigkeit im Laufe der Zeit sogar fortlaufend erweitert.

Landwirtschaft war immer ein Teil unserer Vision. So kam schon 1986 Hof Tangsehl hinzu, ein Hofgut in einem Nachbarort, das zwei Landwirte aus unserer Gruppe bewirtschafteten. 1986 konnten wir auch ein angrenzendes Grundstück erwerben – der heutige Brunnenhof mit dem ‹Großen Saal›. Noch zwei weitere Häuser wurden in diesem Jahr gekauft und renoviert.

1986 begann auch die Zeit des Jeanne d’Arc Seminars – ein Studienjahr zur Berufs- aber auch Lebensorientierung mit immer zwischen 7 und 25 jungen Menschen. Die Themen waren bunt gemischt, Berufsorientierung, Einführung in die Anthroposophie, aber auch Schauspiel und mehr. Der Tag bestand zur Hälfte aus praktischer und zur anderen Hälfte aus künstlerischer oder erkenntnismäßiger Arbeit.
In den 15 Jahren der Jugendseminarzeit leiteten anfangs Claudia und Malte das Seminar, später Claudia und Hans-Michel. Viele der Teilnehmer des Seminars sind in Sammatz geblieben und heute wichtiger Teil der Community.

Zwei Jahre nach der Begründung des Michaelshofs hatte Ray den starken Impuls eine soziale Einrichtung zu gründen – so entstand unsere Rehabilitations-Gruppe ‹Phoenix› im Nachbarort Tangsehl, wo sich bereits die Landwirtschaft befand. Dort lebten bis 2005 immer bis zu 25 Betreute, von denen viele, je nach Verfassung, auch in Sammatz mithalfen.

Die ersten 5 Jahre in der Michaelshof-Geschichte bestand aus dem Aufbau. Wir hatten viel zu tun, brauchten aber auch stabile Einnahmequellen, um uns über Wasser zu halten. Dafür nahmen wir einerseits im ganz Kleinen Kinder auf, die in ihren jeweiligen Familien nicht mehr wohnen konnten – der Anfang einer Sozialtherapie. Andererseits begann Christian, auf einer gepachteten Fläche, eine kleine Gärtnerei mit Gemüseanbau aufzubauen. Durch einen glücklichen Zufall konnten wir auch ein kleines gebrauchtes Gewächshaus aus Holland erwerben und für unser Gemüse aufstellen.

Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft in Tangsehl wurde zunehmend schwieriger, weshalb wir uns 1990 entschieden, jeweils eigene Wege zu gehen. Phoenix blieb dort bis zur Schließung bestehen.
Im selben Jahr konnten wir den ehemaligen Campingplatz in Sammatz erwerben, der uns in den vergangenen Jahren als Bauland für den Hof und später das ‹Youth Hostel› und das ‹Haus der Natur› diente. Heute ist er mit seinem kleinen Teich, den schattenspendenden Buchen-Elementen und vielen Pflanzen ein Herzstück der Sammatzer Gärten.

Von 1990 bis etwa 1998 war die Hochzeit an kulturellen Initiativen am Michaelshof. Es gab Konzerte, Schauspielaufführungen und viele Seminare – irgendetwas war immer los. Ein reger Betrieb aus Anthroposophie und Kulturprogramm, Schauspiel und Vorträgen, Seminaren über Erkenntnistheorie und jüdische Volksmusik mit dem legendären Trio Avodah. Da waren gut und gerne mal 200 Leute im Großen Saal.

2000 gründeten wir das Fotolabor Farbglanz. Entstanden aus der Liebe zur Fotografie und der Unzufriedenheit mit anderen Anbietern, etablierte sich Farbglanz als Fotolabor mit hochwertiger Qualität zu erschwinglichen Preisen. Sowohl für Privatpersonen bis hin zur Ausstattung von Hotels mit Großformatfotos bis zu vier mal zwei Meter war das Angebot breit. Das Labor hat bis 2014 gearbeitet.

Ebenfalls 2000 gründeten Gisela und Janet das Kinder- und Jugendheim ‹Peronnik›. Ein Traum, der mit dem Rückhalt der Gemeinschaft in Erfüllung ging: Gisela war Sonderschulpädagogin und wollte schon immer ein Heim eröffnen und Janet liebte einfach die Arbeit mit Kindern. Damals fingen wir mit fünf Kindern an, heute sind es bis zu vierzig.

Im Laufe der Jahre hatten wir schon einige Publikationen am Michaelshof herausgebracht; den monatlichen politischen Diskurs verfolgten wir mit dem Pressespiegel. Es erschienen verschiedentlich Artikel in Zeitschriften und 1995 das erste Buch ‹Zeichen der Zeit›. 2005 gab der Verlag am Michaelshof das erste Buch von Malte heraus, ‹Der Kreis der Mysterienströmungen›, in dem er seine Forschungen über die Anthroposophie und die karmischen Strömungen in der anthroposophischen Bewegung zusammenfasste. 2006 folgte das kleine Büchlein ‹September 1900›.

Ab 2008 kam eine Generation junger, motivierter Menschen zur Community dazu: Kinder der Gründer, deren Partner und Freunde. Hannah, Anton, Klara, Antonia, Johanna, Jakob, Malte B., Sophia und viele mehr haben sich für Sammatz als Wahlheimat entschieden. Das bedeutete einen großen Einschnitt für die Geschichte der Gemeinschaft, denn dadurch konnte ein ganz neuer Impuls beginnen. Am Anfang gab es viel zu entdecken, alle haben am Seminar teilgenommen und draußen haben sie überall mitgeholfen, wo es etwas zu tun gab. Vor allem aber haben sie viele Fragen gestellt & wichtige Impulse reingetragen.

2010 erschien das zweite Buch von Malte, ‹Weg der Initiation – Anthroposophie und die neuen Mysterien› – mit neuen Wegen, wie man die Anthroposophie vielmehr als lebendige Geisteswissenschaft verstehen kann. Das Buch ist Antwort auf viele Menschen, die denken, Anthroposophie sei ein theoretisches Werk und hätte beispielsweise mit Sexualität nichts zu tun. In dem Buch wird aufgezeigt, dass Anthroposophie sehr wohl aus beiden Gliedern besteht – der Erkenntnis und dem Leben.

2011 tauchte bei uns plötzlich die Park-Idee auf, die wir so vorher nicht geplant hatten. Alles hat angefangen mit der Verschönerung von Claudias Garten. Ein kleiner Teich wurde ausgehoben, ein paar Beete angelegt und Bäumchen gepflanzt. Als wir damit fertig waren fanden wir es so schön und hatten so viel Spaß am Bauen und Buddeln, dass wir mit anderen Gärten weitermachten.
Die gesamte Geschichte unserer Gartenanlagen könnt ihr unter ‹Garten & Park› lesen.

Ein Jahr später haben wir dann schon mit der Gestaltung der Arena angefangen – da brauchte es starke Jungs und Mädels mit viel Ausdauer in unserem Landbauteam. Jakob, Daniel, Klara und viele mehr haben die harmonisch gestaltete Anlage umgesetzt.

Um 2013 herum hatte Claudia einen starken Heiler-Impuls und fing an, die Manufaktur am Eichenhof aufzubauen. Dort dreht sich alles um die Natur und deren Wirkung auf den Menschen. Im Eichenhof werden Qualitätsuntersuchungen abgehalten, geforscht und handgemachte Kräutertees und Naturkosmetik hergestellt.

Nach der Trennung von Tangsehl konnten wir im Jahr 2014 wieder an unsere Idee von der Landwirtschaft am Michaelshof anknüpfen. Mit Malte Behr, Jakob und Anton hatten wir motivierte Bauern, die Lust auf Landwirtschaft hatten – der Bau der offenen Stallungen konnte losgehen. Als der Stall gebaut war haben wir uns überlegt, welche Tiere ihn bewohnen sollen. Schnell war klar, dass die Angler Sattelschweine einziehen sollen. Mit ihnen trat das Arche-Prinzip an uns heran und nun sind wir ein Hof mit dem Motto: Demeter meets Arche.

Seit 2015 gibt es die allseits beliebte Meierei am Michaelshof. Gegründet von Magda verarbeiten wir dort Milch von Ziege, Kuh und Schaf zu leckerem Käse, Frischkäse und Joghurts. 2016 hat Lea unseren ersten Hofkäse kreiert und seither kommt jedes Jahr eine Sorte dazu.

Seit 2000 hegten wir die Idee, die alte Kiesgrube am Ortsrand in einen Waldsee zu verwandeln. 2016 konnten wir das Grundstück von der Gemeinde abkaufen und nach langen Aufräumarbeiten begannen wir mit dem Anlegen des Waldsees.

Im Februar 2016 kam unser erster Volunteer – Martino aus der Schweiz. Seitdem kommen jedes Jahr hunderte junger Menschen aus aller Welt in das kleine Dörfchen Sammatz, leben und arbeiten hier und haben viel Spaß.

Im April 2016 haben wir das allseits beliebte Café am Michaelshof eröffnet. Zuvor war dort der Laden angesiedelt, der nun zum Arche-Hof auswich. Seitdem besuchen jedes Jahr hunderte von Gästen das Café am Michaelshof – wegen des Ambientes und des leckeren Kaffee und Kuchen in Bio-Qualität.

Banratz ist seit 2020 unsere zweite, sehr weitläufige, Hofstelle auf der anderen Elbseite. Dort hatten wir wegen des fruchtbaren Bodens zunächst unsere Starkzehrer angebaut. Mittlerweile ist Banratz aber ausschließlich mit Jungtieren besiedelt, die auf den saftigen Weiden grasen. Seit 2022 wohnen Marc und Leif auch dort, um immer nach dem Rechten sehen zu können. Eine tolle Ergänzung zu unserer Landwirtschaft diesseits der Elbe und ein Projekt, das noch auf seinen weiteren Ausbau wartet.

Wir engagieren uns schon seit einigen Jahren in der Politik und waren jahrelang beim Bündnis 90/Die Grünen aktiv. Mit der Kommunalwahl 2021 hatten wir Lust, eine kleine Wählergemeinschaft für die Region zu gründen. KalliEco – Sozial. Global. Nachhaltig. Einfach Schön. Mit Erfolg wurden Schönheit und Gemeinschaft auch vom Landkreis Lüchow-Dannenberg als politische Faktoren erkannt und gewählt.

2022 hat einiges an kleinen Neuerungen gebracht, nicht zuletzt im Renovierungs- und Baubereich. Wir konnten einige Wohnhäuser am Flachsenberg fertigstellen und somit das siebte Peronnik-Wohnhaus eröffnen. Unsere Bibliothek im Haupthaus wurde um ein Stockwerk erweitert und der Hofladen hat im Sommer einen kleinen Gefährten bekommen, den ‹Markt der Möglichkeiten›.